Internet / Social Media
Eltern müssen sich aktiv mit dem Surfverhalten ihrer Kinder auseinander setzen – nur Kinder, die die Gefahren des Internets kennen, können sich selbst schützen
Wenn Kinder das Internet für sich entdecken und ihr ersten Schritte im schülerVZ, bei den Lokalisten oder auf Spick-Mich unternehmen, sind Eltern häufig verunsichert. Sie kennen die Gefahren, die online lauern, wissen aber nicht, wie sie ihre Kinder schützen können. In dieser Situation ziehen sie sich oft zurück, anstatt sich aktiv mit dem Surfverhalten ihrer Kinder auseinander zu setzen. Diese Reaktion verstärkt die Probleme jedoch. Stefanie Peters, Europamanagerin von ReputationDefender und selbst Mutter von vier Kindern, rät Eltern stattdessen, ihre Schützlinge im Internet zu begleiten und über mögliche Gefahren aufzuklären.
Eltern, deren Kinder das Internet für sich entdecken, gibt Peters folgende Tipps:
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind regelmäßig über seine Online-Aktivitäten. Kinder, die im Internet alleine gelassen werden, laufen Gefahr, auf dubiose Seiten zu geraten oder leichtsinnig Kontakt zu Fremden aufzunehmen. Lassen Sie sich von Ihrem Kind zeigen, was es online tut, und nutzen Sie die Chance, es auf mögliche Gefahren hinzuweisen.
- Lassen Sie sich von Ihrem Kind Seiten vorführen, die es häufig nutzt, und zeigen Sie Interesse an Plattformen, auf denen es sich regelmäßig bewegt. Bei Netzwerken wie Lokalisten und Facebook können Sie sich auch selbst anmelden, um besser zu verstehen, was dort passiert. So behalten Sie die Kontrolle über die Aktivitäten Ihres Kindes und können auf spezifische Gefahren der einzelnen Seiten eingehen.
- Verdeutlichen Sie Ihrem Kind, dass im Internet dieselben Regeln gelten wie in der realen Welt. Kinder unterschätzen häufig, dass ihr Handeln auch online Konsequenzen hat. So geben sie zum Beispiel im Chat oder auf betrügerischen Seiten freimütig ihre Adresse und Telefonnummer preis. Weisen Sie ihr Kind auf die Probleme hin, die daraus resultieren können, und erinnern Sie es regelmäßig daran, dass es im Internet immer mit "echten" Menschen kommuniziert. Private Daten sollte es daher niemals ohne Ihre Zustimmung online preisgeben.
- Weisen Sie Ihr Kind darauf hin, dass Fremde, die es im Internet kontaktieren, vielleicht falsche Informationen über sich preisgeben. So könnte sich zum Beispiel ein erwachsener Mann als 16jähriger Junge ausgeben, um junge Mädchen kennen zu lernen. Ihr Kind sollte solchen Angaben gegenüber ein gesundes Misstrauen entwickeln.
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass sich im Zweifelsfall nie wieder löschen lässt, was es online veröffentlicht. Ob es in einem Forum diskutiert oder private Fotos veröffentlicht – die Spuren seiner Online-Aktivitäten werden von Suchmaschinen schnell mit seinem Namen in Verbindung gebracht. Daher sollten gerade Kinder immer darauf achten, ihre Privatsphäre online zu schützen, und sicherheitshalber einen Fantasienamen statt ihres echten Namen verwenden.
- Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es in sozialen Netzwerken andere Nutzer ignoriert und meldet. Auf diese Weise kann es sich leicht gegen Belästigungen wehren und hilft den Seitenbetreibern, Missbrauch vorzubeugen. Von der Nutzung sozialer Netzwerke, die diese Möglichkeiten nicht bieten, sollten Sie Ihrem Kind abraten.
- Schließlich können Sie Ihrem Kind auch helfen, Seiten zu finden, die für sein Alter unbedenklich oder sogar schulisch fördernd sind, wie beispielsweise www.scoyo.de, www.panfu.de oder www.sofatutor.com. Dabei können auch Suchmaschinen und Webverzeichnisse – wie zum Beispiel www.blinde-kuh.de – helfen, die nur solche Seiten auflisten, die für Kinder geeignet sind.
EU Kids Online - Studie
Digitale Medien – Chancen und Risiken. Digitale Medien haben das Potential, eine Reihe von Kinderrechten zu fördern: Es sind dies das Recht des Kindes auf Teilhabe (Art. 12), das Recht der Meinungs- und Informationsfreiheit (Art. 13), das Recht auf Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit (Art. 15) und das Recht auf Zugang zu angemessener Information (Art. 17).
Denn das Internet hat den Informationsaustausch und die Kommunikation in unserer Gesellschaft revolutioniert - Informationen und soziale Netzwerke sind für alle Menschen gleichermaflen leicht zugänglich. Web 2.0 und video- sowie internetfähige Handys sind heute selbstverständliche Kommunikationsmittel junger Menschen.
Die neuen Medien sind demnach in erster Linie als grofle Chance für Mädchen und Burschen für den Erwerb von Bildung und die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Beteiligung zu sehen. Regionale und soziale Ungleichheiten im Zugang zu Informationen und Kommunikation wurden abgebaut, geschlechtsspezifische Schranken reduziert.
Jugendliche haben eine überdurchschnittliche Medienausstattung. Von den 12-19jährigen besitzen 93 % Internetzugang und 98 % ein Handy (ORF-Mediaanalyse 2008). 97 % der Frauen und 95 % der Männer im Alter von 16-24 Jahren haben 2010 das Internet genützt (Statistik Austria, Europäische Erhebung über den IKT-Einsatz in Haushalten 2010).
Die Freiheit des Internets bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich: Kinder und Jugendliche können sich Inhalte ansehen, die nicht altersgerecht sind oder mit Menschen in Kontakt kommen, die ihnen nicht gut tun. Dazu gehören pornografische Darstellungen ebenso wie Foren, die die Unerfahrenheit von Kindern ausnützen. Sei es, dass sie sexuell missbraucht und ausgebeutet werden oder schädliche Verhaltensweisen fördern (Selbstmordforen, Essstörungen, politischer Extremismus)
Zugangssperren
Zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung werden Sperren von Seiten, die sexuelle Ausbeutung von Kindern, kurz "Kinderpornographie" zeigen, diskutiert. In acht europäischen Ländern und Kanada wurden sie bereits in unterschiedlicher Form eingeführt.
Alle Proponent/innen von Zugangssperren sind sich einig, dass dies nicht die Lösung des Problems schlechthin ist, weil die Sperren umgangen werden können. Aber wenn Inhalte nicht (rasch) vom Netz genommen werden können, weil die Provider in einem anderen Land sind und ständig gewechselt werden, dann sind Sperren, die die User deutlich auf verbotene Inhalte hinweisen, aber als deutliches Signal zu verstehen, dass der Inhalt gesellschaftlich nicht toleriert wird.
Medienkompetenz
Medienkompetenz ist das Schlüsselwort für effektiven Schutz vor schädlichen Medieninhalten und Kontaktangeboten.
Können kleine Kinder noch über Filter geschützt werden, sind die mit zunehmender Nutzerkompetenz bald unwirksam, weil leicht zu umgehen. Weil es auch den meisten Eltern nicht möglich ist (und von den Kindern auch nicht akzeptiert wird), die Internetnutzung ihrer Kinder immer zu begleiten, ist der wirksamste Schutz von Kindern an deren Kompetenz im Umgang mit Medien geknüpft.
Das ist die neue Herausforderung für Eltern und Schule: Denn die Kinder sind oft kompetenter in der Nutzung neuer Medien als ihre Erzieher. Die daraus resultierende - technische - Unsicherheit darf aber nicht dazu führen, dass selbst die notwendige Auseinandersetzung mit den Inhalten nicht ausreichend geübt wird.
Kinder und Jugendliche brauchen heute mehr denn je Erwachsene, die sie ernst nehmen und ihnen die Möglichkeit geben und Hilfe bieten, die Informationen und Erfahrungen zu verarbeiten.