Familienthemen
Der Österreichische Familienbund beobachtet für Sie die Entwicklungen in der Familienpolitik, auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Die interessantesten Ergebnisse dieses Monitorings von Informationen, Erklärungen oder Aussendungen, die auch nachhaltig österreichische Familien betreffen, posten wir an dieser Stelle.
Bericht über EU-Grundrechtecharta
Erstmals veröffentlichte die EU-Kommission Ende März einen Jahresbericht über die Anwendung der EU-Grundrechtecharta. Nach Angaben des Berichts wandten sich Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2010 mehr als 4.000 Mal in Grundrechtsfragen an die Europäische Kommission. Datenschutz, Rechtsschutz, Integration und Gleichbehandlung waren dabei die Hauptthemen.
Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union ist seit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags rechtsverbindlich. Die Kommission muss sich vergewissern, dass alle EU-Vorschriften damit vereinbar sind. Der Bericht wurde auf Verlangen des Europäischen Parlaments erstellt und soll in Zukunft jährlich vorgelegt werden.
A1 Telekom Austria Studie: Die digitalen Kompetenzen unserer Kinder
Expertenrunde diskutierte bei der Veranstaltungsreihe ROUNDABOUT KIDS, wie man Kinder und Jugendliche in der Welt der neuen Medien begleiten sollte – Kinderstudie 2011 von market im Auftrag von A1 Telekom Austria: Hausaufgaben stehen in der Freizeit an erster Stelle, Onlinebegleitung im Schulunterricht ist auf dem Vormarsch, Informationsquellen werden nur wenig hinterfragt
85% der österreichischen Kinder von 6 bis 14 Jahren haben Internetzugang. Nur 12% hinterfragen jedoch immer die Richtigkeit von Informationen aus dem Internet, so die Kinderstudie 2011 von A1 Telekom Austria, die im Rahmen der jährlichen Kinderstudie des Instituts market durchgeführt wurde*. Ein Drittel der Kinder ist bei Social Media Plattformen registriert, mehr als die Hälfte davon nutzt diese täglich. Den Umgang mit Computer und Internet bekommen die meisten Kinder von den Eltern erklärt, die Nutzung im Unterricht nimmt nach der Volksschule stark zu. Diese und mehr Studienergebnisse wurden gestern im Rahmen der A1 Telekom Austria Veranstaltungsreihe ROUNDABOUT KIDS vorgestellt und diskutiert.
Karin Brandner, verantwortlich für CSR und Sustainability bei A1 Telekom Austria, fasst die aktuellen Ergebnisse zusammen: „Zwei Drittel unserer Kinder haben ein Handy und 68% besitzen einen eigenen Computer, meist mit Internetzugang. Die nächste Generation verfügt also über ein großes Maß an Kommunikationsmöglichkeiten. Wir wollen herausfinden, ob die Kinder auch die digitalen Kompetenzen haben, um diese Möglichkeiten zu nutzen.“
Wie bereits in den vergangenen acht Jahren hatte die Kinderstudie des führenden Telekommunikationsunternehmens auch 2011 zum Ziel, die Verhaltensweisen, Erfahrungen und Gefährdungen der österreichischen Kinder im Zusammenhang mit Handy und Internet aufzuzeigen. Ebenso wurde hinterfragt, wie die Faktoren Freizeitverhalten, Taschengeldbezug oder Markenbewusstsein das Leben der jungen Generation prägen. Ein Schwerpunkt wurde zusätzlich auf den Umgang mit Inhalten und Informationen, die die Kinder im Internet finden, gelegt. „Unsere Diskussionsreihe ROUNDABOUT KIDS setzt jedes Jahr einen Schwerpunkt zu einem besonders wichtigen Thema – diesmal die kritische Betrachtung der Kinder von Informationen aus dem Internet und wer die Kids beim Einstieg in die digitale Welt begleitet. Die Ergebnisse wurden gemeinsam mit dem Publikum besprochen und von einer interessanten Diskussion begleitet“, so Karin Brandner weiter.
Unter der Leitung von Michael Kerbler, Moderator der Ö1 Sendereihe „Im Gespräch“, diskutierten gestern Mag. Heidrun Strohmeyer, Leiterin des Bereichs Informationstechnologien, Statistik und Gender im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Prof.FH Dr.PD Johannes Domsich, Kommunikations- und Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker sowie Experte im Bereich der Medientheorie und –morphologie, und Mag. Karin Brandner, Leitung CSR und Sustainability A1 Telekom Austria, gemeinsam mit rund 60 Gästen aus den Bereichen Bildung, Politik und Wirtschaft sowie Pädagogen, Schülern und Eltern.
„Ändert sich das Werkzeug, ändert sich das Produkt“
Johannes Domsich ist sich sicher, dass die Chancen und Nutzen des Internets die Risiken übertreffen: „Es ist ein neuer Kosmos und bietet die Möglichkeit, in einem anderen Tempo an Informationen zu gelangen. Entscheidend ist es hierbei jedoch, das Fragen zu stimulieren, denn die Antworten werden sich ein Leben lang ändern“. Dass man die Qualität des Lehren und Lernens durch die neuen Medien und neuen Technologien steigern muss, weiß auch Heidrun Strohmeyer: „Digitale Kompetenzen sind eine wesentliche Voraussetzung für das lebensbegleitende Lernen und eröffnen beruflich und privat neue Chancen und Perspektiven. Kompetent sein bedeutet nicht nur mit den technischen Geräten gut umgehen zu können, sondern sie auch sinnvoll und bewusst einzusetzen“.
Handy, Computer und Internet sind selbstverständlich
Bereits zwei Drittel der befragten Kinder (64%) besitzen ein Handy und sie bekommen ihr erstes Handy immer früher (49% zwischen 7 und 10 Jahren). Meist ist es ein Geschenk zu einem besonderen Anlass (55%). Die Mehrheit hatte bisher 2 bis 3 Handys, 6% hatten schon mehr als 5 Handys. Leicht angestiegen ist auch der Besitz eines eigenen Computers, 68% der Kinder verfügen über ein eigenes Gerät (2010: 66%). Genutzt wird der Computer hauptsächlich für Computerspiele, wobei Buben hier stärker vertreten sind als Mädchen (72% vs. 57%).
Das Handy – ein Allroundtalent
Zwei Drittel der Kinder bevorzugen einen Anruf, 25% schicken lieber ein SMS. Die Gespräche dauern bei der Hälfte der Befragten zwischen 2 und 5 Minuten, je älter die Kinder sind, desto länger telefonieren sie (26% der 13- bis 14-Jährigen telefonieren bis zu 30 Minuten täglich). Dass dies vom neuesten Handy passiert, ist 37% der Kids wichtig, weniger wichtig ist es, den Netzbetreiber der Freunde zu kennen (69%). Mädchen kommen dabei weniger ohne Handy aus als Buben (80% haben es immer bzw. fast immer bei sich, bei den Buben sind es nur 70%). Das Handy wird außerdem von 42% zum Musikhören verwendet und von einem Drittel zum Fotografieren. Spitzenreiter bei den Apps sind Spiele mit 73%, gefolgt von Musik (69%) und Unterhaltung (61%). Wer darf das bezahlen? Handykosten werden zu 88% von den Eltern getragen – eine mögliche Erklärung für das gesunkene Taschengeld: 2011 erhalten Kinder im Durchschnitt EUR 21,64, im Vergleich zum Vorjahr ist es um EUR 6,64 gesunken. Drei Viertel der Kinder bekommen Taschengeld, am liebsten wird es für Süßigkeiten (57%), Spielzeug (48%) und Eis (47%) ausgegeben. Klicken statt schreiben! Das Handy spielt nach wie vor kaum eine Rolle im Unterricht (2%), jedoch bauen mehr als die Hälfte der Lehrer den Computer in ihren Lehrplan ein (52%). 45% der Schüler haben Internetzugang in der Klasse und lernen den Umgang mit dem Internet. In Klein- und Mittelstädten wird hierbei der Computer deutlich öfter in den Unterricht eingebaut (66%) als am Land (54%) oder in den Landeshauptstädten (36%). In der Freizeit wurde erstmals der ehemalige Spitzenreiter „Freunde treffen“ (68%) von der Schule überholt – 70% der Kinder verbringen ihre Freizeit am häufigsten mit Hausaufgaben machen. Hinterfragen statt akzeptieren? Zwei Drittel der Kinder verwendet Suchmaschinen im Internet. 25% haben auch schon einmal Inhalte und Informationen im Internet gefunden, die gar nicht stimmen. Mehr als die Hälfte der Kinder holt sich Informationen nur von vertrauenswürdigen Seiten. Mehr als die Hälfte der Kinder macht sich dabei keine Gedanken, ob die Information richtig ist, nur 12% hinterfragen die Richtigkeit von Inhalten aus dem Internet. Bei den Social Media Plattformen überlegen sich ebenfalls mehr als die Hälfte der Kinder nicht, wer ihre Nachrichten sehen könnte.
Internet generell
- Nur 12% der Kinder hinterfragen die Richtigkeit von Inhalten oder Nachrichten auf internetplattformen, mehr als die Hälfte macht sich darüber keine Gedanken.
- Mehr als die Hälfte der Kinder überlegt sich nicht, wer ihre Nachrichten auf den Social Media Plattformen sehen könnte.
Durch wen erfolgt die Einschulung?
64% der Kinder wird von den Eltern der Umgang mit Computer und Internet erklärt, gefolgt von Geschwistern (22%), Freunden (18%) und Lehrern (15%). Was dabei im Internet gemacht oder angesehen werden darf, wird den Kindern bereits in jungen Jahren erklärt – 81% der 6- bis 10-Jährigen werden geschult. Dies passiert zu 84% durch die Eltern, die auch immer häufiger den Begriff des Cybermobbings kennen – drei Viertel der Eltern wissen, was Cybermobbing ist, das sind doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Ein Drittel der Eltern hat darüber bereits mit den eigenen Kindern gesprochen (im Vorjahr waren es 20%).
Mehrmals pro Woche vs. täglich
Freizeit-Aktivitäten finden täglich im Internet statt, während das Internet mehrmals pro Woche für Recherche-Arbeiten genutzt wird. So wird jeden Tag das Internet für Social Media Aktivitäten (27%) und Chatten (30%) verwendet. Bei der Nutzung mehrmals pro Woche sind auf den Stockerlplätzen zeitintensivere Aktivitäten wie E-Mail schreiben (52%), Online etwas kaufen (46%) und gezielt Informationen suchen (36%).
Eltern lernen von Kindern?
Ein Drittel der Kinder ist bei einer Social Media Plattform registriert, bei den 13- bis 14-Jährigen sind es mit 63% sogar fast doppelt so viel. Jeden Tag widmen 54% der Kinder ihrer Plattform bis zu einer Stunde, 20% sogar mehrere Stunden täglich. Besonders beliebt ist es, Fotos online zu stellen (33%), gefolgt vom Schreiben der Status-Meldungen (25%) oder Blogbeiträgen (15%) bis hin zu Videos hochladen (13%) und Nachrichten über Twitter schreiben (2%). Fast die Hälfte der Eltern nutzt Social Media Plattformen, 28% sind dabei voll und ganz bzw. eher schon damit einverstanden, dass ihr Kind solche Plattformen nutzt. 15% sind eher weniger, bzw. gar nicht damit einverstanden und 57% glauben, dass ihre Kinder keine solcher Plattformen nutzen.
* 592 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren wurden im Zeitraum 18.2. – 9.3.2011 „face-to-face“ interviewt, damit ist die Studie für Österreich repräsentativ. Zu ausgewählten Themen wurden auch Eltern befragt.